Raumgestaltung und Interior Design umgeben uns überall. Im Privaten wollen und können wir zumeist selbst gestalten. In der öffentlichen und kommerziellen Umwelt ist Interior Design das Feld von uns Profies. Es geht hier weniger um individuelle Bedürfnisse und persönlichen Geschmack, sondern um professionelle Optimierung visuell-kommunikativer und atmosphärisch-erfahrbarer Wirkqualität von Räumen in einem gesellschaftlichen Sinn.
Dazu folgen alle physischen Bestandteile der Raumoberfläche nicht nur ihren unterschiedlichen zweckgebundenen Programmierungen, sondern für ein erkennbar zusammenhängendes Design einer ideellen, künstlerisch aufgeladenen Konzeption. Sie werden diesem Konzept getreu, zunächst in ihrer Materialität, Farbe und Struktur konditioniert, und dann technisch und optisch zusammengefügt und bilden als Erscheinung ein Ganzes.
In den meisten Aufgaben für professionelles Interior Design, sind die funktionalen Bedarfe und die technischen Anforderungen recht klar definiert und unverrückbar zu erfüllen. Die erlebbare Qualität von Räumen, mit ihren oft mehrdeutigen Nutzungsangeboten, bestimmt sich vielmehr durch ihre intendierten Erlebnisangebote, ihre assoziativen Erzählungen und Bedeutungen.
Der französiche Stararchitekt Jean Nouvel setzt z.B. beim Designerlebnis auf eine Wahrnehmungsreihenfolge von 1. der unkonventionell überraschenden SENSATION einer Gestalt, die 2. durch von ihr ausgelöste EMOTIONEN als individuelle Berührung oder intuitive Eingängigkiet wirkt und 3. bei konzentrierter Betrachtung ihre KONZEPTION als theoretischen Kern der Gestaltung zudem rational nachvollziehbar macht. Die drei Phasen des Erlebens von der Überraschung, über die Begeisterung, zum logisches Verstehen, verknüpfen irrationale und rationale Rezeptionsweisen. Die Entwicklung und Gestaltfindung funktioniert in professionellen Prozessen zumeist in umgekehrter Folge zu Nouvels Rezeptionreihung: Erst erfolgt eine sachliche Konzeptionierung, dann folgt Testen sinnlich-emotionaler Zugänglichkeit und schließlich die (Er-) Findung formal - figürlicher Innovation, als Erlebnis von NEU, SCHÖN und LOGISCH!
Immersive Szenarien, der Kunst entlehnt, die uns ein völliges Eintauchen in lokal oder temporär inszenierte Raumkontexte ermöglichen, gehören zu den anspruchsvollsten Innenraumgstaltungen und beeinflussen gegenwärtige Design-Trends. Nur in "einfühlenden" Simulationen können wir funktionierende und begeisterne Erlebnis-Szenografien entwicklen oder optimieren. Empathie als Profession!